KINETISCHE OBJEKTE
Von Leonid Petruschin

Von Michail Lazarev

Leonid Petruschin – der Meister des Porträts und realistischen Zeichnung präsentiert diesmal dem Zuschauer seinen Zyklus der “Kinetischen Objekte“. Die Universalität der künstlerischen Interessen des Malers liegt nicht nur in seiner Natur, sondern auch in der fundamentalen Ausbildung zum Plakatmaler. Das ist ein Beruf, der eine umfassende Weltanschauung voraussetzt, deren Darstellung vorwiegend durch ein Zeichen und Symbol erfolgt.

Petruschin’s “Kinetische Objekte“ assoziieren sich teilweise mit der beschreibenden Geometrie und stellen die Außengrenze der geometrischen Abstraktion dar. Bringt ein Symbol irgendeine allgemeine Bedeutungen zum Ausdruck und ein Zeichen eine einzelne, konkrete, so sind die Objekte von Petruschin ein geistvoll und scharfsinnig errichtetes System von Zeichen. Die Konstruktion von diesen Bild-Zeichen nähert sich trotz ihrem demonstrativen Minimalismus oft der bildreichen Lösung der konkreten Begriffe und Erscheinungen.

Diese Eigenschaften der Kinetischen Objekte von Petruschin rechtfertigen die Bedingtheit der ursprünglichen Betitelung: Das Wort Kinetik bedeutet in den griechischen Quellenschriften „in Bewegung setzend“ und die Kinetische Kunst – die Kunst der beweglichen Objekte. Das heißt, Petruschin zeigt uns nicht die Bewegung selbst, sondern die Metapher der Bewegung. Das gewisse Etwas, “die Würze“ besteht gerade in dem paradoxen Zusammensetzen sich gegenseitig ausschließenden Ansätze – der Bewegung und der Ruhe. Daran liegt der Geistesblitz des Künstlers und die Schärfe der Idee.

Der Versuch die Bewegung auf der Bildfläche oder in einer Skulptur darzustellen, hat eine antike Tradition, z. B. die Tanzdarstellung. In unserem Fall haben wir mit der Veranschaulichung der Bewegung mittels der modernen plastischen Sprache zu tun, beinah der modernen Vorstellungen der Wissenschaft entsprechend. Was besonders wichtig ist: Die Kinetische Objekte von Petruschin reproduzieren nicht nur das Äquivalent der physischen Bewegung, sondern bringen die Idee der Bewegung des menschlichen Gedankens im realen und metaphysischen Raum zum Ausdruck (als Beispiel gilt “ die Enfilade“ (1991). Manche Elemente von Petruschin’s Objekten stehen übrigens in einem architektonischen Anklang mit der metaphysischen Malerei von De Chirico, mit seiner verschlüsselten Darstellung der realen Gegenstände und der gewöhnlichen Lebensverbindungen).

In dem wir die Objekte des Künstlers begreifen, folgen wir interessiert den wählerischen Köstlichkeiten des erfinderischen Geistes des Malers. Diesem Begreifen dienen konzeptuell untrennbare Betitelungen der Bilder (das ist was ganz anderes als z. B. in einer Landschaft, wo auch ohne Titel klar ist, dass es „die Birken“ sind). Die Titel sind kleine Schlüssel, die die wahre Bedeutung nur teilweise entschlüsseln. Weiter folgen die intellektuellen Spiele des Zuschauers selbst. Es ist aber bekannt, dass kaum ein Kunstwerk bis zum Ende verstanden sein kann: Der Gedankengang des Schöpfers und des Empfängers können auch unterschiedlich sein.

Ein Teil der Objekte liegt der Realität sehr nah („Metro“, 1991; „Diaphragma“, 1996; „Fenster“, 1995) Andere zeigen aber archetypische Merkmale, die in das Allerheiligste - in das Unbewusste des Malers führen. Die Kompositionen von Petruschin sind nach dem einheitlichen Prinzip gebaut, die an die orthogonale Projektion erinnern. Das Objekt ist auf der Fläche in vier Dimensionen dargestellt: eine Hauptansicht und drei kleinere- ergänzende, die die Bedeutung der Hauptansicht vervollständigen. Der ganze Zyklus von “Kinematischen Objekten“ von Leonid Petruschin basiert sich auf Paradoxon.