Nur einmal sah ich Sie in der Metro

Von Elena Slukhaewa

Ein Jahr sind zwölf Monate.

Moskauer Metro - das sind zwölf Linien. Zwölf Farben.

Tausende Menschen gehen täglich runter in die U-Bahn, steigen in Züge ein und aus. Sie verbringen viel Zeit unter der Erde (weder zu Hause, noch auf der Arbeit, noch auf der Straße), viele verschließen sich in dieser Zeit innerlich. Das aufmerksame Auge des Künstlers kann aber sowohl eine scharfe Außenform als auch das hinter ihr verborgene, vielschichtige Innenleben der Gestalten erkennen und mit einer Linie auf das Papier bringen. Alle zusammen (7 Spalten mal 6 Gestalten) ergeben in jedem Monat, auf jeder Metro-Linie, auf jeder Station ein Gefühl der unendlichen Menschenflut, die sich auf den ersten Blick chaotisch aber doch systhemhaft bewegt.

Wie viele Menschen fahren in dieser Zeit in der U-Bahn. Das kann man sich gar nicht vorstellen, auch wenn man selber zwei-drei mal am Tag mit der Metro fährt. Es sind nur die Menschen sichtbar, die in man in einem unmittelbaren Blickfeld hat. Für einen Maler ist es immer besser zu malen, als einfach zu zuschauen. Flinke Bewegungen des Stiftes prägen die Gestalt: Manchmal überspitzt, manchmal lyrisch, manchmal finster und streng, manchmal seinen Gedanken lächelnd, manchmal ruhig, manchmal besorgt, aber immer in sich selber gekehrt, von dem Dialog mit der Außenwelt abgeschirmt. Und nur die große Erfahrung des Zeichners hilft dem Künstler innerhalb von wenigen Minuten eine ganz exakte Figur zu schaffen, charakteristische Züge des Gesichtes zu fixieren, ermöglicht uns die Individualität der Gestalten, ihre Emotionalität und ihren psychologischen Typ zu durchschauen. Man muss schon die Menschen sehr lieb haben, um sie mit solcher Wärme und Güte darzustellen.